Die NS-kinder in Norwegen.

Die Gründung einer Gruppe.
Von O. W. Klüwer

  • Literatur
  • Fotos von zwei Nazi-Familien : Eggen, Klüwer
  • NS-Kinder von Norwegen nahmen an einem Forum der Deutschen Dienststelle, in Berlin, am 20. Oktober 2007 und am 25 Oktober 2008, teil.
  • Links zu anderen Seiten : Vennetreff for NS-barn, Werkgroep Herkenning, kriegskind.de, Kriegsenkel e.V., Kriegskindheit, kriegskinder.at, Kriegsenkel.at, Seelenlandschaften.at, Forum Kriegskinder und Kriegsenkel - Stadt Osnabrück,

    Erwachen

    Wir Kinder der Mitglieder von "Nasjonal Samling", der Partei Vidkun Quislings, haben viel Elend erlebt, bevor wir zusammenkamen um eine Gruppe zu bilden. Wo unsere Eltern eine starke Organisation gründeten, die während der Streitjahre so wie auch in der schwierigen Nachkriegszeit glattging, haben wir, die Kinder, derselbe Milieu entflohen, und deswegen keine NS-Nachkommen außerhalb unserer eigenen Familien kennengelernt.

    Unsere Eltern haben 1949 den Verein "Forbundet for sosial oppreisning" (Bund der sozialen Rehabilitierung) gegründet. Eine Wochenzeitung, "Folk og Land" (Volk und Land) vereinigte die alten NS-Mitglieder, die über das ganze Land zerstreut wohnten. 1971 hat die Organisation ihren Nahmen in INO (Institut für norwegische Okkupationsgeschichte) geändert.

    1988 trat ein Journalist mit diesem Institut in Verbindung, mit der Bitte, einige NS-Kinder zu interviewen. INO hat zehn Kinder ausgewählt. Alle außer Bente Blehr aus Asker sind anonym geblieben. Es war also für andere NS-Kinder unmöglich, Kontakte mit ihnen anzuknüpfen. Noch heute (1996) kennen wir nur drei oder vier der Interviewobjekte in diesem Buch, nach Sichrowsky "Schuldig geboren" genannt.

    1991 schrieb Eystein Eggen unter eigenem Namen einen Aufsatz in der Zeitung Aftenposten : "Die verlorene Generation". Wenige Zeit später haben wir uns in meiner Wohnung in Oslo getroffen. Damit war die erste autonome Gruppe gegründet. Einer von den Gründern war der Sozialdemokrat Helge Fjugstad. Alle anderen Gruppen sind von Helfern verschiedenster Art in die Wege geleitet. Wir zählten ungefähr zwölf Personen, die regelmäßig zusammenkamen, entweder bei mir oder in einem ruhigen Lokal. Wir waren alle zwischen 1942 und 1950 geboren. Wir brauchten viel Zeit einander vorzustellen und unsere persönlichen Geschichten zu erzählen. Jedesmal wenn ein neuer Leidensgefährte sich presentierte, war der gleiche Vorgang notwendig. Die obligatorischen Fragen lauteten : Wann hast Du gewußt ? Von wem ? Was ist Deine schlimmste Erfahrung als NS-Kind ?

    Einfach war es nicht , die Gruppe zu vergrößern. Einige tauchten mit ergreifenden Geschichten auf, kehrten aber nie zurück. Andere saßen nur versteinert dabei. Der Meinungsaustausch zwischen Eystein Eggen und mir wurde vertieft. Periodisch riefen wir uns einander alltäglich an, um über die Gruppe, unsere eigene Lage, unsere moralischen und psychologischen Fortschritte zu reden. Unsere Denkzettel waren starke Sachen : der Zwiespalt zwischen den Generationen, den Holocaust, unsere Schuld.

    Während eines Spazierganges in dem Frognerparken in Oslo, Frühling 1993, haben wir uns die Frage gestellt :

    "Kann ein Kind schuldig geboren sein ?"

    Die Antwort war selbstverständlich :

    "Nein !"

    Ab diesem Moment haben wir alle Sühnereibestrebungen zur Seite geschoben. Wir mußten, im Gegenteil, eine Plattform finden, um eine normale Stelle in der Gesellschaft zu erreichen. Am besten war der Krieg nicht unsere Verantwortung. Warum konnten wir das tumultuöse Leben unserer Eltern nicht in Gänsefüßchen setzen und uns an den Großältern binden ? Die meisten von denen sind keine Nazis gewesen, könnten deswegen unseren herkömmlichen Standort im Werdegang der Generationen nachweisen. Wir sind ganz und gar Norweger, was immer die rachgierige Propaganda der Anti-Nazis behaupten oder wie wir uns fühlen möchten.

    Diese Entdeckung beim Rundgang im sonnigen Park, kann in ihrer Einfalt als witzig erscheinen. Für NS-Kinder sind aber viele Sachen absurd. Es war notwendig die Frage zu formulieren.

    Der Junge aus Gimle

    Eystein Eggen hegte von 1990 an die Absicht seine Autobiographie zu schreiben. Dank unserer Gruppe erweiterte er seinen Plan und versuchte alle NS-Kinder in die Geschichte zurückzuführen. Sein Buch erschein 1993 unter dem Titel "Gutten fra Gimle" (Der Junge aus Gimle - die Burg der Götter in der nordischen Mytologie). Gimle ist auch der Name, den Vidkun Quisling seine Residenz auf einer Halbinsel im Osloer Fjord gab. Das Gebäude mit dominantem, viereckigem Turm ist in romanischer Stil gebaut, auf einem Sockel aus rustikem Granit ruhend. Ungefähr 70 NS-Kinder werden in seinem Buch unter ihren eigenen Namen genannt.

    Eystein Eggen ist Historiker und Soziologe mit altnorwegischen Bauernsippen als Sondergebiet. In "Gutten fra Gimle" nutzt er all seine Kenntniße um die NS-Bewegung zu erläutern durch das Streben und Kultur der alten Familien, Besitzer dieser mittelalterlichen Bauernhöfe. Der sogenannte norwegische Faschismus, die NS-Bewegung, ist nicht eine teuflische Politik von den südlichen Ländern importiert. Sie ist tief in der Eigengeschichte unseres Vaterlandes eingewurtzelt. Wenn ein Teufel darin einbezogen ist, handelt es sich um einen norwegischen Bösewicht, einen Troll.

    Der norwegische Nationalismus kam im neunzehnten Jahrhundert hoch, getragen von romantischen Persönlichkeiten wie Edvard Grieg und Björnstjerne Björnson. Die politische Partei "Venstre", 1884 gegründet, gestaltete den nationalen Geist, wurde um Jahrhundertwende die dominante Partei. Diese Politik bewirkte die Unabhängigkeit von Schweden im Jahre 1905. Bente Blehrs Großvater, Otto Blehr, war zu dieser Zeit Ministerpräsident. Eystein Eggens Großvater und der meinige waren "Venstremenn", Mitglieder von "Venstre". Von Venstre zur NS-Partei gibt es eine Kontinuität in den alten Bauernfamilien. Knut Hamsun, ohne NS-Mitglied zu sein, unterstützte das Program der NS wegen seiner alten Begeisterung für Venstre.

    Obschon der allgemeine Sippenkonsevatismus Kernpunkt "des Knabes von Gimle" ist, macht Eystein Eggen auch eine Abgrenzung zum nationalliberalen Erbgut, wo die nationale Erbe die Heimatscholle verließ, um in genereller Pangermanismus aufzugehen. Wir NS-Kinder haben manchmal das Gefühl gehegt, daß es wichtiger war, die alten Geschlechter auszuwischen, als den Nazismus zu bewältigen. Eggen hebt auch vor, daß es gab, in der Familie seines Vaters, außer einer markanten Bejahung und Mitgliederschaft der NS, auf gewöhnlicher nationalromantischer Grundlage, auch im väterlichen ein überaus rasistischer Zug, der unter anderem zu dem geführt hat, daß Eggens Vater und ein Vetter von demselben, norwegischer Verbindungsoffizier beim SS-Hauptamt, Berlin, beide Redakteure der norwegischen Ausgabe der SS-Leitheft waren, Zeitschrift der Organisation des Holocausts.

    Die Geschichte der NS-Kinder ist nicht von der großen Geschichte abgeschnitten. Die Wiederherstellung unserer Beziehung mit der Geschichte unseres Vaterlandes ist für Eystein Eggen das zentrale Motiv. Einige Kapittel in seinem Buch sind eine einschneidende Zerlegung der Familie Hov im Gaulatal, wo sie die wichtigsten Odalgehöfte seit dem Mittelalter bewohnte. Dreißig Mitglieder dieser Familie sind 1945 für ihren Beitritt zu der Partei verurteilt worden, unter denen auch Eggens Mutter.

    "Gutten fra Gimle" hat viele Kritiken bekommen, die meisten ausgetzeichnet. Dank Eystein Eggens Buch ist unsere Gruppe in vielen Zeitungen beschprochen worden und allmählich hat sich in den Medien der Name "NS-barn" (NS-Kind) durchgesetzt.

    Durchbruch

    Ich habe Eggens Buch am 17. Februar 1995 in der Zeitung Dabladet im Aufsatz "Das Jubiläum und die Kinder der Verlierer" hervorgehoben. Das Manifest bekam einen ganzseitigen Aufschlag.

    Vier Tage später kam eine Antwort unter dem Titel : "Gebt den NS-Kindern eine Entschuldigung !", geschrieben von Cecilie Höigaard, Tochter eines Lehrers, Mitglied der Widerstandsbewegung, 1944 verunglückt.

    Den 8. Mai 1995, Tag der Befreiung, haben sowohl der König Harald wie die Vorsitzende des Parlaments (die Storting), Kolle Gröndahl, dem Nachkriegsverpönen der NS-und deutsche Soldatenkinder einige Worte gewidmet. Vor dem gesamten Storting hat Kolle Gröndahl folgendes gelesen :

    "Und heute sehen wir klärer, daß es Leiden beiderseites der Fronten war. Das ist auch einer der Grunde dafür, daß nicht alle Norweger ganz an unserer heutigen Freude teilnehmen. Ich denke an diejenige, die gelitten haben weil ihre Väter während des Krieges die falsche Seite gewählt haben, und an diejenige die mit einem deutschen Soldaten als Vater geboren wurden. 50 Jahre nachher dürfen wir auch sagen, daß die Selbsthilfe, die in den Tagen der Befreiung gegen die sogenannten "Deutschdirnen" ausgeübt ist, nicht unter den rühmreichsten Kapiteln unserer Nachkriegsgeschichte gehört."

    Am selben Tag kamen drei Mitglieder unserer Gruppe im Dokumentarfilm "Die Kinder der Verlierer" zu Wort, im dritten Fernsehenkanal.

    Wir zogen, um es mit dem ehemaligen Wehrmachtgeneral Henning von Tresckow zu sagen, das Hemd von Nessus an. Um unsere Geschichte auf deutsch zu ergreifen, ist es von großem Belang, daß man darüber klar ist, daß die norwegische NS im Kern die herkömmlichen, konservativen Deutschlandsfreunde unseres Landes waren, die Lieber-tot-als-rot Kerle und Frauen. Deswegen müßten wir, die Kinder, einen Kampf führen gegen die Gesamtöffentlichkeit, die uns so lange aus der Geschichte wegradiert hat.

    Wir wurden die neue Hauptsache des Jubiläum. Wir machten ein Loch in der Verdrängungsmauer.

    Die Deutschenkinder

    Unter den Kriegsschicksalen in Norwegen haben wir ungefähr 10 000 Kinder, geboren aus Liebe zwischen norwegischen Mädchen und deutschen Soldaten. 1945 wurden die Kinder als sogenannten Deutschenkinder ausgestossen, und dieses Jahr von ämtlichen Ärzen in einem Untersuchungsbericht als möglichen subversiven Elemente erklärt, ihrer Nazigenen wegen. Draussen in der Gesellschaft sind die Kinder vom Friedenshaß gefoltert worden, während sie in ihrem Innern die Seelenfressenden Naziangst gefühlt haben. Trotzdem hat der Gründer Per Löhr Meek es geschafft, zusammen mit anderen Deutschenkinder, schon in 1986 Norwegischer Kriegskinderbund zu verwirklichen. Eine Pionärin der Hilfsarbeit ist meine Verwandte Ragnhild Klüwer Führer, selbst eine sogenannte "Deutschendirne". Sie wohnt in Berlin und hat viele Kinder geholfen die unbekannten Väter zu finden.

    In 1999 fehlt der Deutschenkinder - jetzt nennen sie sich Kriegskinder - ein Standort in der Geschichte. Die meisten von ihnen wünschen nicht nur Schmerzgeld, eine Hauptsache für Bund der Kriegskinder. Sie wünschen in die Gesellschaft ohne Angst hineinzutreten. Das kan nur unsere alten, deutschfreundlichen Geschlechter geben. Eystein Eggen gibt in "Der Junge aus Gimle" eine schwerwiegende Beschreibung der alten deutsch-norwegischen Kulturbrücken. Mehr als fünfzig Jahre nach dem Krieg dürfen unsere traditionsträgenden Geschlechter in zusammenarbeit mit dem sozialt bewussten Norwegen unseren Deutschenkindern ein gerechtes Heim geben.

    Spannungen der Zeit

    Gegen das dritte Jahrtausend und über fünfzig Jahre nach dem Gipfeln des großen europäischen Bürgerkrieges, befinden wir NS-Kinder uns mitten im Schlachtfeld der Zeitkräfte. Aufs neue sind es Spannungen in unserer Gesellschaft. Eine Leere ist entstanden nach dem Scheitern der Projecta Grandiosa unseres Jahrhunderts : Diktatur des Proletariats. Die Kontrarevolution sprängt sich mit historischer Nötwendigkeit hervor. Die Weißen haben tatsächtlich das Jahrhundert gewonnen und stehen jetzt den entblaßten Roten gegenüber. Militärisch haben die Weißen keinen Feind übrig. Kulturell steht der Kampf zwischen Traditionalisten und Modernisten, die letzten gern Liberalisten und Sozialdemokraten genannt.

    Generationskonflikt

    Viele NS-Kinder tragen unter diesem Druck mit Notwendigkeit die tiefsten Seelendepreßionen. Die Lage kann suizidal sein. Lebenslänglicher Gegenwind und chaotische Identitätssuche sind die Ursachen. Wir NS-Kinder hätten eine stärkere Stütze von unseren Eltern erwarten dürfen. Aber die obenerwähnte Generationskluft spielt in dieser Lage dunkelhaft mit unseren Einsicht. Von eh und jeh ist es logisch und richtig, daß Kinder mit Kraft gegen ihre Eltern opponieren, um sich selber als würdige Übernehmer von Platz, Macht und Autorität der Eltern zu erweisen. Gesunder Wettstreit scheint aber dem einseitigen Veracht zu unterliegen. Wettstreit setzt Dialog voraus. Bezüglich Aufruhr und Erbe hat die Riesenniederlage 1945 traumatische Folgen gehabt.

    Als Eystein Eggen das bahnbrechende Werk "Gutten fra Gimle" in 1993 schrieb, dieses erste eigenausgearbeitetes Buch über ein NS-Kriegskind in Europa, hat der Verfasser keine einzige positive Anfrage von der Elterngeneration bekommen, wie auch keiner von uns im "Verein der norwegischen NS-Kinder" - den ersten NS-Kindergegründeten Verein - eine Anfrage von INO oder anderen offiziellen Veteranseite bekommen hat. Im Gegenteil. Wir sind entgegengearbeitet worden. Die hinterlebenden NS-er interessieren sich viel mehr für Historiker und Skinheads als für historische Erläuterungen. Um es klipp und klar zu sagen : In 1998 steht das norwegische NS-Milieu der SS näher als der NS unserer kindheitlichen Erinnerung. Die Jungfrontisten der Waffen -SS leben, die Altbauern sind tot.

    Mai 1996 hat INO mit Hilfe ihrer siebzigjährigen Jugendagent Sæther unseren freien Verein zu torpedieren versucht. Er wollte die Kinder an eine Tagung in Arendal sammeln. Ziel : einen elterloyalen Verein zu gründen. Drei NS-Kinder wurden formell ausgenutzt um diese Schnapsidee durchzuführen. Sie sollten die Tagung als eine reine NS-Kinderbegegnung legitimieren. Aber sie hatten keine Anschriften und mußten daher die Mitgliederlisten von INO benutzen. Die achtzig- und neunzigjährigen Eltern sollten ihren Kindern die Einladungen überreichen. Klare Anzeige : Die NS-Kinder dürfen nur nicht glauben, daß sie etwas ohne Kraft und Initiativ der Eltern sei. Hier sind wir beim Kern einer Niederlagspsychologie : Die Eltern wollen selber Kinder sein. Sie wollen ihre Kinder ergeistern. Oder ignorieren. Eigenbrötler werden mit Geächtung begegnet.

    Der Krieg ist ein Vulkan wovon Myten sich mit Lavakraft heraufsprengen. Die Nachkommen der Krieger haben weder Kontur noch Gewicht. Und keine Eigenstärke um die "echten" Krieger zu parieren. Aber wir NS-Kinder war ja in einem Ringen, das fünfundvierzig Jahre länger als der Elternkrieg angedauert hat. Der war ja bekanntlich nach fünf Jahren vorbei. Wir sind in einem unaufhörlichen Streit gegen die Gesellschaft, die Eltern und uns selbst gewesen.

    Aus der Tagung in Arendal den 11. September ist ein Riesenfiasko geworden. Nach über acht Monaten mit Vorbereitungen hat die Elterngeneration es nur zu zehn versammelten Kinder gebracht. Keiner von den INO-iten sind aufgetaucht, sondern drei von unserem unabhängigen "Verein der norwegischen NS-Kinder". Beiseits der drei elternloyalen "Organisatoren" sind also nur vier NS-Kinder erschienen. Vier von über hundert Tausend !

    Es tut sich was tief gesetzgebundenes im Verhältnis zwischen den NS-ern und den Kindern. Nach fünfzig Jahren sind die gesunden Generationskräfte stärker als die Kriegsmythen. Die widernatürlichen Dominanzstrategien mit psychopatischen übertönen werden in Altmännergrillen geändert. Die Alten dürfen ihre wohlverdiente Ruhe haben. Eine neue Blüte aus den konservativen Sippen unseres Landes erspringt zu vollem Tageslicht.

    Im Jahre 1998 ist es aber in der Familie noch nicht ganz ruhig. Viele NS-Kinder in aller Welt sind von ihren älteren Geschwestern belästigt worden, indem die Älteren ihre Ängste auf die Jüngeren überführt haben. Eine Zwischengeneration, in den 1930'ern geboren und deswegen mit Erinnerungen aus "der grossen Zeit", versucht jetzt wiederholt, genau wie unsere Eltern, den Vormund des NS-Kinder zu sein. Die Zwischengeneration ignoriert unser Bemühen, unsere seelischen Belastungen mit richtigen Namen zu nennen. Diese Zwischengeneration will unsere Eltern in Heldenmut übertreffen und hebt ihre Lanse dem Weltkapitalismus und Judentum entgegen. Sie haben sich mit einigen jüngeren Judenhassern alliert und flattern mit einem anachronistisch-nazistisch Blättchen, das im altstolzen NS-Gemeinde Elverum nördlich von Oslo herausgegeben wird. Ihr aufgetriebene weltheilende Eifer, auf die Prämissen des Altkrieges, erzeugt notwendigerweise Angst.

    Auf dem europäischen Kontinent wirbelt das zweite Weltkriegstaub noch häftiger. In Deutschland haben die greisen Vetranen April 1998 ein Bündnis mit den Skinheads geschafft. Mit Geld- und Medieneneinfluß hat der ewiggestrige Gerhard Frey frustrierten und identitätsuchenden Zwantzigjährige mobilisiert um die alten Fanen hochzutragen. Die deutschen NS-Kinder werden in diesem Kriegsfasching nicht existierend. Die Hitlerzeit, das schwartze Loch deutscher Geschichte, wie die wissenschaflichen Humanisten sie nennen, werden von den Altnazis besetzt um die eigenen Kinder da ganz unten im pre-natalem Finsternis zu versetzen. Der Karneval soll die Kinder unsichtbar machen. Das Ziel unserer norwegischen INO-iten war eine Partei von Typ DVU zu bekommen : Kaiserfahnen von Skinheads getragen. Die Veteranen brauchen uns als Bindmittel zwischen sich und den rabiaten Junglingen. Unser Vereins wegen haben sie es in Norwegen nicht fertiggebracht . Sie bekommen keine Kontrolle über Kinder, die nach der Erwachung ihr Eigenleben verwirklichen wollen.

    Gegenkräfte

    Die Härte des Kampfes gegen die ältere Generation ist davon bedingt, daß wir so wenige Mitkämpfer gehabt haben. Die Linken klammern sich an die Hoffnung einer ununterbrochenen geistigen Vorherrschaft auch nach der Wende, und es ist leider allzu bequem mit den NS-Kindern als Krücken weiterzustolpern - "die NS-Kinder sind die größte Drohung gegen die norwegische Demokratie von heute", um ein totalausgebrannter, norwegischer Trotskist zu zitieren.

    Diesen Prüfungen beiseite haben wir die Angriffe von nächstem Familie. Der Onkel von Eystein Eggen, Arnljot Eggen, schrieb vor einigen Jahren ein Gegenbuch gegen "Den Junge aus Gimle", worin die Familiegeschichte Eggens völlig vernebelt wird. (Eystein Eggen hat ein Essay in norwegisch geschrieben wo er seine Familiegeschichte korrigiert.)

    Obendrauf haben wir die Historiker, die, mit größerer oder minderer revizionistischer Entdeckungsfreude auf die Jugend unserer Eltern sich promovieren wollen. Wir haben davon die Konzequenzen gezogen indem wir in unseren Statuten Zeitgeschichtlern den Weg zu unserer Vereinigungsarbeit versperrt haben.

    Der Drang nach Naziüberführung auf die Kinder ist besonders im kulturellen Bereich allgegenwärtig. In den Jahren vor "Der Junge aus Gimle" hat Eystein Eggens Verlag das Hauptwerk der norwegischen Altnazis herausgegeben, zwei dicke Bänder über Vidkun Quisling. Eine Herde von revizionistischen Historikern hat mehrere Jahrzehnte auf dem herden Boden der Verlierer gegrast. Eine professionelle Medienkaste hat sich spannend und interessant gegeben damit, daß sie die herkömmlichen Anschauungen unserer Eltern weitergibt. Die Historiker sind Fiasko, komplettement. Sie sind politisch abgewiesen. Sie sind Eindringlinge in unseren Familien. Sie wühlen in alten Wunden auf, ohne etwas zu heilen.

    Der starke norwegische Widerstand gegen EU stellt eine neue Herausforderung. Die Bauernpartei verfechtet einen Nationalismus der keinen Grenzaufgang gegen die enge Verbindungen mit der alten NS hat, und deswegen sich auf die zermürbten Pfosten des Marxismus stützt. Die Bauernpartei, jetzt in Regierung, diskriminiert den Verfasser von "Gutten fra Gimle", gegen den parlamentarischen Willen. Eystein Eggen hat geantwortet, indem er seine soziale Verantwortung und seinen Willen zu sammelnder Versöhnung erstärkt hat, und er ist in die Arbeiterpartei hineingetreten, die Partei die Vidkun Quisling erschossen hat.

    Die katholische Kirche

    Viele NS-Kinder Europas stammen aus katholischem Milieu. Einige von uns wurden Katholiken als unsere Vätern in den Nachkriegslägern konvertierten. Seit damals tut sich in der Kirche was. "In Vergleich mit den Einwandern haben die NS-Kinder keine Probleme", ist ein überaus bekannte Meldung aus dem katholisch-klerikalem Gebiet. Heute ist es für die Kirche angenehm, daß wir Flüchtlinge in unserem eigenen Land sind. Die Kirche leugnet ihre Vorliebe für die Völkerverschiedenheit der Erde, verschleiert ihren früheren Nationalkatolisismus. Eine neue, politisch korrekte Tarnung führt zu etwas ziemlich Absurdes, nämlich daß die internationale, katholische Kirche den Haß zwischen nationalen und etnischen Gruppen schürt, nicht nur die Landesgrensen hinüber, sondern auch über die Kontinente. Die stolze Mutterkirche betreibt einen miserablen Versuch über politische Korrektneß für die westlichen modernistisch-globalistischen Milieus. Nun erlaubt sich die Kirche die Befreiung des katholischen Ost-Timor zu stützen. Dürfte die Kirche nicht bald die Tsar-Flagge über die fallierte Sovietunion flattern sehen ? Daß Befreiung allen Völkern gilt ? Inkludiert die NS-Kinder und die Kommunistkinder. Natürlich sieht die Kirche unsere Probleme nicht. Wir sind das Problem der Kirche. Die katholische Kirche überträgt ihre Naziangst auf uns Kinder, weil die Kirche zu feige ist, um ihre eigene Nazivorzeit zu bearbeiten.

    Eine internationale Organisation wie die katholische Kirche baüt per Definition auf den Nationen. Eine multikulturelle Weltgemeinschaft hätte auf den Kulturen bauen sollen. Ist es die Absicht, daß die Menschengerechte, mit Fokus auf das Individ, diese alten, feinen Bauwerke auflösen sollen, so daß wir ein Individenmeer bekommen ? Welche Politik hat dieses bestimmt ? Was mit das Recht der Zugehörigkeit ? Wann die Marxisten den Jahrhundertgeisteskampf verloren hat, dürfen dann die Christen in die Fußtapfen der Verlierer hineintreten ?

    Wenn es so wäre, dass das Zweite Vatikankonsilium von Laienkräfte getragen wurde, muss es auch richig sein, dass diese Krafte die Aspirationen der Sieger des Zweiten Weltkrieges forderten. Die Nazi und die Fascistfamilien in Europa wurden besonders in den 60-er Jahren als soziale Kerne von Übels definiert. Die Verlierer trugen allein die Schuld der Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges. Als das Vergassen von 6 Millionen Juden in den 60-en Jahren den Namen "Holocaust" bekam und der grosste Ausdruck der Weltgeschichte für Übel sentriert wurde, bekamen die Nazifamilien eine besondere Rolle in der Siegersdemokratie zu spielen. Die Familien repräsentierten die soziale Topogrphie des Übels. Sie ersetzten den metaphysischen Satan. Die Aspirationen der Nazikinder um die Satanisierung zu vermeiden, wurde nicht auf dem Konsilium vermittelt.

    Ein Laiengetragenes Kirchenkonsilium konnte nicht einen schlimmeren Zeitpunkt für eine Reformation der Kirche gefunden haben, wenn eine demokratische Leitung das Ideal wäre. Die Nazi und Fascistkinder mit den Kindern aller Gegenrevolutionären Anhänger representierten die Hälfte der europäischen Nachkriegsgeneration, die zweite Generation des Krieges. Wegen des Zweiten Vatikankonsiliums sind die Leiden der Nazikinder ein Nicht-Thema in der katolischen Kirche geworden.

    Perspektive der Zukunft

    Das horizontale Motto der französischen Revolution, "Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft", immer noch in Westen im vollen Gang, hat durch der tragischen Revolutionsbemühungen des vorigen Jahrhunderts Gleichgültigkeit, Kälte, Haß für millionen von Europäern verursacht. Die Jugend, und die NS-Kinder, brauchen eine wärmere Devise : "Glaube, Liebe und Verankerung".

    In 1999 wissen wir NS-Kinder, daß unser eigene Krise in der allgemeinen europäischen Wertkrise am tiefsten eingewurzelt ist. Fokus auf Menschenrechte, Antirasismus und Demokratie kann nicht allein den Europäern Weg aus dem Bürgerkriegsjahrhundert verhelfen. Die Verlierer sind in der Nachkriegszeit verteufelt und verdrängt, ein Prozeß in denem die Verlierer selbst mitgespielt haben. Demokratie erträgt Diabolisierung und Verdrängung nicht. Die NS-Kinder als Tabu zeigen die Grenzen der Demokratie. Schwärmerische Linken und beschwerte NS-Kinder gehören denselben Sippen. Versöhnung setzt frei. Irrationelle Kräfte verführen Europa. Wir müssen den Stier bei den Hörnern packen.

    Die Kontrarevolution muß mit Notwendigkeit in Norwegen so wie in ganz Europa kommen, nach fünfzig Jahren mit sozialwissenschafticher Verflachung und universalhumanistischen Abstraktionen. Und nachdem der Hauptlieferent von Gedankengut zu den Intellektuellen Westens - das kommunistische Imperium - so enttäuschend abgeschnitten hat. Die Nähe zu unserer Eigengeschichte, die Ehrfurcht vor dem langwierigen Kampf unserer Vorfahren für Ideale und Lebensstil, ein Glaube an Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur und nicht zuletzt ein neuer Glaube an Ausgleich aller Kulturen und Völker, werden der Jugend die Hoffnung wiedergeben. Der Modernismus hat die Einwohner Westens seit der Oktoberrevolution in 1917 zersplittet. Der wurzelechte Konservatismus ist seit 1945 mit wenig Fug und Recht kompromittiert. Wir NS-Kinder wissen was Zersplitterung und Erfremdung bedeuten. Wir wünschen derJugend einen besseren Weg in das dritte Jahrtausend.

    Europäischer Traditionalismus und Konservatismus kann nur durch die Aufruhr der NS-Kinder gegen denselben Konservatismus und Traditionalismus gerettet werden. Dies Paradox ist uns stätich klährer geworden, besonders durch unsere fruchtbare Begegnung mit jüdischem Traditionalismus.

    Heute pflegen wir Beziehungen zu etwa 200 NS-Kindern.

    Im Vorstand sitzen :

    Bente Blehr, Asker
    Terje Olav Rød, Oslo
    Lorentz Diederich Klüwer, Oslo
    Eystein Eggen, Oslo
    Ole Wilhelm Klüwer, Oslo

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